
Innerer Zeitdruck: Egal wo man ist – nur Uhren im Kopf
Jeder kennt das Gefühl, unter Zeitdruck zu stehen. Im schlimmsten Fall verschärft sich diese Entwicklung bis zur Eilkrankheit, die unsere körperliche und geistige Gesundheit schädigen kann. Um sich darüber klarzuwerden, ob man selbst Gefahr läuft, in diese Abwärtsspirale zu taumeln, sollte man frühzeitig das eigene Verhalten prüfen.
Inhalt
Checkliste innerer Zeitdruck
Die folgenden zehn Punkte decken ein weites Feld alltäglicher Verhaltensweisen ab und ermöglichen eine erste Bewertung, inwieweit ein problematischer innerer Zeitdruck besteht.
Uhren-Checker?
Wie oft schaut man auf die Uhr? Hat man fast immer eine konkrete Vorstellung davon, wie spät es ist?
Schnell-Redner?
Sprechverhalten: Spricht man hastig beziehungsweise schneller als andere? Nervt es, wenn der Gesprächspartner lange braucht, um auf den Punkt zu kommen?
Runter-Schlinger?
Essverhalten: Verschlingt man sein Essen oft wie ein hungriger Tiger? Kommt es vor, dass man wegen anderer Verpflichtungen und dem gefühlten Zeitdruck, Mahlzeiten ausfallen lässt oder sogar während der Arbeit isst?
Schnell-Geher?
Geht man schneller als andere Menschen? Das ist leicht daran zu erkennen, wenn man selbst von Joggern nur mühsam überholt wird 😉
Choleriker?
Regt man sich leicht über das Verhalten der anderen Verkehrsteilnehmer auf, beziehungsweise strapazieren zäh fließender Verkehr und Staus die Nerven besonders stark?
Zeitplan- und Pünktlichkeits-Pedant?
Legt man großen Wert auf Pünktlichkeit und erstellt häufig Zeitpläne für alle möglichen Tätigkeiten?
Listenschreiber?
Ist man ein zwanghafter Listenschreiber, der jede Kleinigkeit schriftlich fixiert?
Nervenbündel?
Tendiert man dazu, leicht nervös zu werden? Vor allem in Situationen, in denen man warten muss und gerade nichts tun kann? Wird man unter solchen Bedingungen zappelig und gereizt?
Ungeduldig?
Nervt es schon, wenn man in alltäglichen Situationen (Geldautomat, Tankstelle, Supermarktkasse) ein paar Minuten warten muss?
Mach‘ doch mal langsamer!
Wurde man von Freunden, dem Partner oder Kollegen schon einmal dazu aufgefordert, langsamer zu machen beziehungsweise entspannter zu sein?
vgl. Levine 2006: 51f.
(Eine Landkarte der Zeit, 12. Aufl.)
Keine Panik, wenn einzelne Punkte (vorübergehend) zutreffen!
„Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.“
Lucius Annaeus Seneca
Natürlich hat jeder schon einmal sein Essen heruntergeschlungen oder sich im Supermarkt über Senioren aufgeregt, die ihren Einkauf mit 1-Cent-Münzen bezahlt haben.
Problematisch werden die aufgezählten Punkte dann, wenn sie dauerhaft und in großer Zahl auftreten. Der Kontrollverlust über unsere Zeit erfolgt schleichend!
Irgendwann stellt man fest, dass man durch anhaltenden Stress erschöpft ist und mit schöner Regelmäßigkeit über zu wenig Zeit jammert.
Mit der hier vorgestellten Checkliste kann man sich problematisches Verhalten bewusst machen.
Es ist hilfreich, alle Situationen, in denen sich der innere Zeitdruck bemerkbar macht, zu notieren.
Später kann man in Ruhe geeignete Gegenmaßnahmen planen und so die Verschärfung des Problems („Eilkrankheit“) bekämpfen.
Zeitdruck senken mit geplanten Verhaltensänderungen
Im nächsten Schritt gilt es, durch verändertes Verhalten den inneren Zeitdruck zu senken. Eindeutig die größte Herausforderung auf dem Weg zum klugen Umgang mit Zeit.
Für den Anfang kann man sich zwei bis drei der typischen Merkmale für inneren Zeitdruck vornehmen, die man bei sich selbst festgestellt hat. Das könnte dann etwa so aussehen:
- Problem: Ich tendiere dazu, mein Essen herunterzuschlingen und dabei noch andere Dinge zu erledigen.
- Strategie: Ab sofort gibt es jeden Tag eine Mahlzeit, bei der das Essen in aller Ruhe und ohne Zeitdruck (gemeinsam) zelebriert wird.
- Problem: Die Zeit, die ich für meinen Weg zur Arbeit einplane (egal ob Pkw oder öffentliche Verkehrsmittel), ist immer sehr knapp bemessen. Ich bin zwar meistens pünktlich, die morgendliche „Punktlandung“ stresst mich aber schon.
- Strategie: Ab dem nächsten Arbeitstag starte ich morgens 15 Minuten früher, beziehungsweise nehme eine frühere Zugverbindung (oder was auch immer).
- Problem: Mir fällt auf, dass ich in der Regel deutlich schneller als andere Fußgänger unterwegs bin.
- Strategie: Für einen bestimmten Weg, den ich regelmäßig zurücklegen muss, plane ich zusätzliche Zeit ein. Ich orientiere mich bewusst an den langsamsten Passanten, die gerade unterwegs sind.
Natürlich ist innerer Zeitdruck ein individuell sehr unterschiedlich ausgeprägtes Phänomen. Jeder muss bewusst analysieren, in welchem Zusammenhang sich dessen Symptome bemerkbar machen.
Oft zeigt es sich, dass es einfacher ist, schlechte durch bessere Angewohnheiten zu ersetzen. Es braucht dafür Geduld und realistische Zielsetzungen.
An dem bereits genannten Beispiel des Schnell-Essers wird das deutlich: Besser die neue Gewohnheit in einem relativ entspannten Rahmen anstreben.
Ideal ist dafür der Feierabend oder noch besser das freie Wochenende. In einer stressig-hektischen Umgebung wie der Firmenkantine stehen die Chancen deutlich schlechter, eine neue Gewohnheit zu verinnerlichen.