Wer kennt sie nicht, die guten Vorsätze zum Jahreswechsel? Alle Jahre wieder nehmen wir uns Großes vor. Abnehmen, mit dem Rauchen aufhören, mehr lesen, vernachlässigte Freundschaften pflegen – und scheitern grandios noch bevor der Januar vorbei ist. Warum der erste Januar für Neujahrsvorsätze der schlechteste Tag ist und wie man es besser machst, erfährst du hier.
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Alle Jahreswechsel wieder: Neujahrsvorsätze mit der Lizenz zum Scheitern
Vermutlich hast auch du schon einmal den Entschluss gefasst, zum ersten Januar für grundlegende Veränderungen zu sorgen. Attraktive Ziele wie abnehmen, mit dem Rauchen aufhören oder sich mehr Zeit für Familie und Freunde nehmen stehen bei vielen als Neujahrsvorsätze hoch im Kurs.
Leider zeigt die Praxis, dass diese ambitionierten Ziele nur selten realisiert werden. Meist fällt man noch im Januar in die alten Verhaltensmuster zurück. In den USA spricht man deshalb vom „Broken Resolution Day“ der auf den 17. Januar fällt.
Es stellt sich die Frage, ob dieser „Wirf-deine-Neujahrsvorsätze-über-Bord-Tag“ eine Form von Naturgesetz ist oder ob die Mehrheit der Menschen einfach nicht dazu in der Lage ist, unbequeme Verhaltensänderungen durchzuziehen.
Erfolgreiche Veränderung braucht den richtigen Rahmen
Wie so oft ist die Sache komplizierter als man denkt. Klar ist, dass es offensichtlich nicht damit getan ist, auf die schnelle ein Sammelsurium ambitionierter Vorsätze auf den 1.1. in den Terminkalender zu packen und fertig. Wenn die gewünschten Veränderungen realistische Chancen haben sollen, braucht es Motivation, Willenskraft und Planung.
Auch das sind natürlich keine wirklich neuen Erkenntnisse. Es bleibt die unbeantwortete Frage: Warum sind ausgerechnet Neujahrsvorsätze besonders oft zum Scheitern verurteilt? Sollte nicht schon die Symbolik des neuen Jahres als Chance für einen starken Motivationsschub sorgen?
Tatsächlich gibt es gewichtige Gründe, die gegen den ersten Januar für einen Neustart sprechen. Eine zentrale Rolle spielt dabei unsere Willenskraft. Oft wird übersehen, dass diese großen Schwankungen unterliegt.
Je nachdem, auf welchem „Willenskraft-Niveau“ wir uns befinden, steigen oder fallen die Erfolgsaussichten für erfolgreiche Veränderungen. Leider ist der erste Januar in dieser Hinsicht ein ziemlich problematisches Datum.
Warum der 1. Januar ein denkbar schlechter Tag für Neujahrsvorsätze ist
Ein Punkt, der leicht unterschätzt oder sogar übersehen wird, ist der richtige Startzeitpunkt für Veränderungen. Den ersten Januar für einen Neustart zu wählen, ist auf den ersten Blick durchaus plausibel. Schließlich ist der Jahreswechsel ideal um einen symbolischen Schlussstrich zwischen dem abgeschlossenen Vergangenen und der noch offenen Zukunft mit all ihren Chancen, Sehnsüchten und Hoffnungen zu ziehen.
Es liegt in der Natur des Menschen, ein markantes Datum als Trennlinie zwischen ihrer Vergangenheit und dem aktuellen Moment zu wählen. Neben dem Jahreswechsel werden deshalb auch oft Geburtstage oder auch der Monats- oder Wochenanfang als Ankerpunkte für Veränderungen gewählt.
Ohne Zweifel kann man aus so einem symbolisch zum Neustart aufgeladenen Zeitpunkt Motivation schöpfen. In diesem Zusammenhang sprechen die Wissenschaftler vom sogenannten „Fresh Start Effect“. Man ist aktiviert und unternimmt den ersten Schritt. Es ist kein Wunder, dass die Anmeldungen in Fitnessstudios und der Verkauf von Sportaccessoires zum Jahresbeginn Konjunktur haben.
Es ist aber auch eine Tatsache, dass schon Ende Januar viele der anfangs so sehr motivierten Guter-Vorsatz-Sportler nicht mehr in den Studios zu sehen sind. Ein oft übersehender Grund für dieses Scheitern könnte in der Wahl des falschen Zeitpunktes liegen. Denn was unsere Ausstattung mit Willenskraft angeht, ist der Jahreswechsel keine gute Wahl.
Neujahrsvorsätze trotz geschwächter Willenskraft? Keine gute Idee!
Dass der erste Januar nicht der richtige Tag zum Bäume ausreißen oder für die Neuausrichtung des Lebens ist, dürfte eigentlich klar sein. Schlafmangel, niedriger Blutzuckerspiegel durch Alkohol und der noch nicht abgebaute Weihnachtsstress – all das steckt uns in der ersten Januarwoche noch in den Knochen. Entsprechend ist auch die Willenskraft geschwächt.
Da es einige Zeit braucht, bis sich neues Verhalten als Gewohnheit etabliert hat, braucht es ganz besonders in den ersten Wochen oder sogar Monaten jede Menge Willenskraft um die Erfolgsaussichten zu steigern.
Da sich unser Wille ähnlich wie ein Muskel beziehungsweise eine Batterie verhält – beide können erschöpft/leer sein – sollte man gut prüfen, ob man für Projekte wie eine Ernährungsumstellung, regelmäßigen Sport oder Rauchverzicht auch wirklich bereit ist.
Am ersten Januar mit ambitionierten Projekten beginnen ist in etwa so wie mit leeren Batterien in der Taschenlampe zu einer langen Nachtwanderung in der Wildnis aufzubrechen. Anders formuliert: Es gilt, den richtigen Zeitpunkt für anspruchsvolle Veränderungen zu wählen.
Neujahrsvorsätze zum richtigen Zeitpunkt
Bei allem Gerede von Selbstakzeptanz und Body Positivity: Es ist meiner Meinung nach nicht verwerflich, sich aus guten Gründen verbessern zu wollen. Besonders dann, wenn aus diesen Veränderungen letztendlich Befriedigung und Lebensqualität geschöpft wird. Deshalb ist es auch nicht meine Absicht, gute Vorsätze im Allgemeinen oder Neujahrsvorsätze im Speziellen als Selbstoptimierer-Unfug abzutun.
Es ist eine gute Sache in der Zeit um den Jahreswechsel innezuhalten und ein Fazit zu ziehen. Was war gut, wo machen Veränderungen (im Sinne von Verbesserungen) Sinn? Die erste Woche des neuen Jahres eignet sich so hervorragend, um die gewünschten Veränderungen generalstabsmäßig zu planen.
Wer beispielsweise abnehmen will, sollte diesen Vorlauf nutzen, um alle ungesunden Lebensmittel aus der Wohnung zu verbannen. Im nächsten Schritt wird die Ernährung für die erste Woche des Projekts geplant. Vielleicht fehlen auch noch grundlegende Kenntnisse über gesunde Ernährung, Kalorienbedarf etc. Man könnte sich zudem mit Konzepten wie dem intermittierenden Fasten, Slow Carb und Meal-Prepping vertraut machen.
Veränderungen? Aber bitte nicht montags!
Egal um was für ein Projekt es sich handelt: Montage sind keine idealen Tage für Veränderungen. Sie sind oft stressiger als die anderen Wochentage und der Schlafrhythmus ist noch vom Wochenende aus dem Tritt gebracht. Mittwoch oder Donnerstag erhöhen als Startzeitpunkt die Chance, erfolgreich das Wochenende zu erreichen, ohne die guten Vorsätze gleich wieder über Bord zu werfen.
Wie man es besser macht: kleinere Teilziele zum richtigen Zeitpunkt
Auch gibt es keinen zwingenden Grund, nur zum Jahreswechsel gute Vorsätze zu fassen. Ein überdimensionierter Neujahrsvorsatz nach dem Motto „Bis-zum-Sommer-nehme-ich-30-Kilo-ab“ kann durch kleinere Monatsziele ersetzt werden. Auch die Zeitspanne von drei Monaten, was in etwa den Jahreszeiten entspricht, ist eine interessante Alternative zu den heiklen Neujahrsvorsätzen.
Es liegt auf der Hand, dass bei so einer Aufteilung der guten Vorsätze stetiges am Ball bleiben wahrscheinlicher wird. Und die Frustration, den 17. Januar auch dieses Jahr wieder „feiern“ zu dürfen, wird ebenfalls vermieden 😉
Es ist auch hilfreich, permanent die eigene Willenskraft zu trainieren. Einige Anregungen und Techniken finden sich im Beitrag „Willenskraft trainieren: 15 Übungen für mehr Willenskraft“. Langfristiges Ziel muss natürlich immer das Etablieren der gewünschten Verhaltensänderung als Gewohnheit sein. Mehr Informationen zu diesem Aspekt gibt es im Beitrag „Willenskraft optimal einsetzen durch gute Gewohnheiten“.