Jeder kennt sie: attraktive Ideen, Ziele oder Wünsche für die sich aber einfach keine Zeit findet. Die 90-90-1-Regel verspricht die Lösung: Ganze 90 Tage werden die ersten 90 Minuten des Tages in ein wirklich wichtiges Projekt investiert. Produktivität und Erfolgsaussichten verbessern sich so auf spektakuläre Weise – egal ob im Job oder im privaten Bereich.
Inhalt
90-90-1-Regel: berufliche und private Ziele erreichen
Im folgenden Beitrag geht es um die 90-90-1-Regel, die vom Businesscoach und Bestsellerautor Robin Sharma stammt. Dessen These lautet: Die ersten Stunden des Tages sind zu wertvoll, um sie mit stupiden Routinearbeiten oder Online-Zeitfressern zu verschwenden. Er schlägt deshalb vor, die nächsten 90 Tage immer die ersten 90 Minuten des Tages einem wirklich wichtigen Projekt zu widmen.
Viele Beiträge zu dieser Methode stellen explizit auf berufliche Projekte ab und erwecken so den Eindruck, vor allem für diesen Bereich geeignet zu sein. Abgesehen von der Tatsache, dass in sehr vielen Jobs eine selbstbestimmte Zeiteinteilung nur begrenzt oder überhaupt nicht möglich ist, kann man auch im privaten Bereich von der Methode profitieren.
Schließlich sind es oft die persönlichen Wünsche und Ziele, die gegenüber den beruflichen Pflichten und mannigfaltigen Sachzwängen auf der Strecke bleiben. Es ist daher absolut legitim, die Methode auch auf ein Hobby oder wie auch immer geartetes persönliches Interesse anzuwenden.
Die 90-90-1-Regel im Detail
Egal ob man für den nächsten Paris-Trip Französisch lernen oder in möglichst kurzer Zeit die körperliche Fitness verbessern möchte. Die 90-90-1-Regel kann ganz besonders für lange aufgeschobene Wünsche die Initialzündung sein, indem sie Wunschdenken in eine konkrete Zielformulierung und aktives Anpacken verwandelt.
Die Methode verspricht eine deutliche Steigerung der Produktivität. Um das zu gewährleisten, sind gewisse Qualitätsstandards im Auge zu behalten. So wird gewährleistet, nicht den üblichen Zeitfressern auf den Leim zu gehen. Es muss klar definiert sein, was man genau in den 90 Tagen erreichen möchte. Hier leistet z. B. das SMART-Konzept wertvolle Dienste.
Abgesehen davon, dass man sich ein klares Bild von dem angestrebten Ziel bzw. Projekt machen sollte, sind zwei weitere Aspekte von entscheidender Bedeutung. Zum einen gilt es, Störungen zu vermeiden. Zum anderen ist wichtig, direkt die ersten 90 Minuten des aktiven Tages zu nutzen.
Ablenkung ist der größte Feind
Robin Sharma vertritt die Position, dass sich erfolgreiche Menschen besonders gut auf ihr zentrales Projekt fokussieren können. Vor allem Ablenkungen durch die allgegenwärtigen Onlinemedien stehen dem im Weg.
Ist man abgelenkt, kostet das doppelt Zeit: Einmal durch die Ablenkung und zusätzlich die Zeit, bis man wieder die Konzentration auf den eigentlichen Sachverhalt gerichtet hat. Mail- oder Chatprogramme sind daher in den 90 Minuten ebenso tabu wie das Smartphone.
Auch sollte man seinen Kollegen bzw. Familienmitgliedern mitteilen, dass man in dieser Zeit ungestört sein möchte. Als Belohnung stellt sich so ein enormer Produktivitätsschub ein.
Warum 90 Minuten am Morgen?
Natürlich gibt es keine wissenschaftliche Grundlage für die recht willkürlich ausgewählten zeitlichen Größen. Auf den ersten Blick erscheinen 90 Minuten vielleicht nicht besonders spektakulär. Trotzdem lassen sich einige gute Argumente für die Zahl 90 finden.
Es fällt sofort auf, dass an Schulen und Unis die Lerneinheiten in 90-minütige Blöcke aufgeteilt sind; eine Zeitspanne, in der man ohne längere Erholungspause die Konzentration auf relativ hohem Niveau halten kann. Zusammen mit der Tatsache, dass die meisten Menschen vormittags am leistungsfähigsten sind, wird der „Premiumcharakter“ der ersten 90 Minuten des Tages deutlich.
Anmerkung: Ich habe zwar kein Latinum, dafür aber alle Teile der Uncharted-Reihe durchgespielt 😉
Berücksichtigt man die maximale Leistungsfähigkeit plus die nicht vorhandenen Ablenkungen und Störungen, so können eineinhalb Stunden zu hervorragenden Inseln der Produktivität anwachsen. Man schafft so vermutlich mehr als in der doppelten Zeit am Abend – wenn Müdigkeit und Störungen überhandnehmen.
In der Summe erhalten wir so 135 Stunden höchster Konzentration. In weniger als einem Jahr könnte man so beispielsweise die einfache Gesprächsfähigkeit in einer Sprache wie Italienisch oder Französisch erlangen. Oder man bereitet sich auf eine berufliche Neuorientierung vor. Vor allem, wenn dies berufsbegleitend geschehen muss, sollte die leistungsstärkste Zeit für geistig fordernde Tätigkeiten genutzt werden.
Mit der 90-90-1-Regel zur Gewohnheit
Der vermutlich größte Nutzen, den die Methode mit sich bringt, ist eine veränderte Morgenroutine. Egal ob es sich dabei um den Job oder den privaten Bereich handelt: Durch die 90-90-1-Regel wird ein produktiver Einstieg in den Tag gewährleistet, der zur Gewohnheit wird!
Im Internet kursieren die unterschiedlichsten Angaben darüber, wie lange es dauert, bis eine Verhaltensänderung als Gewohnheit etabliert ist. Die Frage ist ohne Zweifel von großer Bedeutung: Für Gewohnheiten braucht es kaum noch Willenskraft; mit großer Wahrscheinlichkeit kann man sie auch unter Stress und Erschöpfung beibehalten.
Faktisch hängt es vor allem davon ab, wie groß die Herausforderung letztendlich vom individuellen Menschen wahrgenommen wird. Je größer der innere Widerstand ausfällt, den die Verhaltensänderung verursacht, desto mehr Willenskraft und Zeit wird es brauchen. Frühaufstehern wird die Umstellung logischerweise leichter fallen als dem chronischen Morgenmuffel. In der Regel dürften 90 Tage allerdings mehr als ausreichend sein, um die Methode so zu verinnerlichen, dass man von einer Gewohnheit sprechen kann.
Wer feststellt, dass die Vorgabe von 90 Tagen und 90 Minuten zu viel des Guten ist, kann natürlich auch die Zeitspannen auf 45-45-1 oder 30-30-1 anpassen – es gibt keine magischen Zahlen, sondern nur funktionierende (individuelle) Konzepte.
Fazit
Für alle, die sich schon lange den Gedanken an ein wichtiges Projekt wälzen, aber aus zeitlichen Gründen keinen Einstieg finden, kann die 90-90-1-Regel die perfekte Initialzündung sein. Wer idealerweise am sehr frühen Morgen eineinhalb Stunden Premiumzeit für sein Projekt reservieren kann, wird ohne Zweifel beachtliche Fortschritte machen.
Um die geforderten 90 Tage durchzuhalten braucht es Zeit und Disziplin. Besonders aus diesem Grund sind Ziele und Wünsche aus dem privaten Bereich für die Methode ideal. In den meisten Fällen sind Ziele, die aus persönlichen Wünschen abgeleitet werden, per se attraktiv und motivieren automatisch.
Anfangs wird es zwar immer wieder Überwindung und somit Willenskraft kosten, konzentriert an einer wichtigen Sache zu arbeiten. Langfristig entwickelt sich jedoch ein Automatismus, eine Routine. Wie auf Autopilot widmet man sich der einen wichtigen Sache. Abgesehen von besserer Konzentration lernt man zudem Prioritäten zu setzen und Ziele klar zu formulieren. So betrachtet ist die Methode auf jeden Fall einen Versuch wert.