Entscheidungen zu treffen fällt oft schwer. Spätestens wenn die Wahl des „richtigen“ Brotaufstrichs für Kopfzerbrechen sorgt, ist es an der Zeit den Zufallsgenerator anzuwerfen. Einfach per Münzwurf die grüblerische Unentschlossenheit beenden und trotzdem eine gute Entscheidung treffen. Die Münzwurf-Methode eignet sich ideal für alle Zögerer, Zauderer und Entscheidungsaufschieber.
Inhalt
Ganz schön anstrengend:
20.000 Entscheidungen pro Tag
Eine Wahl zu haben, wird im Allgemeinen positiv bewertet. Wählen als Ausdruck von Freiheit und Selbstbestimmtheit sozusagen. Allerdings kostet jede noch so kleine Entscheidung Energie. Wer schon einmal viele Entscheidungen in kurzer Zeit treffen musste, kennt vermutlich das dadurch verursachte Gefühl der Erschöpfung.
Rund 20.000 Entscheidungen wollen pro Tag getroffen werden. Der überwiegende Anteil dieser Entscheidungen besteht aus wenig spektakulären Entschlüssen, die im Alltag zu treffen sind: Sofort beim ersten Weckerklingeln aufstehen oder die Snooze-Taste drücken? Checke ich im Büro zuerst die Mails oder erledige ich vorher das unangenehme Telefonat? Für welches Mittagessen werde ich mich entscheiden?
Wie wäre es, wenn man sich einen Teil der Entscheidungs-Arbeit vom Zufall abnehmen lassen könnte? Ganz einfach in Form einer geworfenen Münze. Auf den ersten Blick mag es nicht besonders klug erscheinen, Entscheidungen auf diese Weise zu treffen. Auf den zweiten Blick offenbaren sich jedoch die Stärken der Münzwurf-Methode.
Entscheidungen per Münzwurf-Methode treffen
Wie ein Münzwurf als Entscheidungshilfe funktioniert, dürfte jedem bekannt sein. Trotzdem der Vollständigkeit halber der „klassische“ Ablauf:
Man steht vor einer Entscheidungssituation, bei der es zwei Optionen gibt. Nennen wir diese beiden Möglichkeiten „Option A“ und „Option B“. Die beiden Seiten der Münze stehen jeweils für eine der beiden Wahlmöglichkeiten.
Man kann nun – sehr dramatisch – die Münze mehrere Meter hoch und in Eigenrotation versetzt in die Luft werfen und dann, nachdem sie auf dem Boden gelandet ist, das Ergebnis ablesen. Entscheidung getroffen – fertig!
Die Münzwurf-Methode:
Mehr Macht dem Zufall!
Es stellt sich natürlich die Frage, warum man als vernunftbegabtes Wesen einer Münze so viel Macht über das persönliche Entscheiden und Handeln zugestehen sollte.
Ganz einfach: Noch schlechter als eine suboptimale Entscheidung ist es, gar nicht zu entscheiden bzw. unnötig viel Zeit unentschlossen zu verbringen.
Überwältigende Fülle an Wahlmöglichkeiten
Warum fällt es oft so schwer, eine Entscheidung zu treffen? Aus meiner Sicht liegt das vor allem an der Kombination aus exponentiell wachsenden Wahlmöglichkeiten und dem Wunsch optimale Entscheidungen zu treffen.
Egal ob es sich um die Partnerschaft, Berufswahl oder größere Investitionen handelt – eine Fülle nicht mehr zu überschauender Wahlmöglichkeiten machen uns das Leben schwerer statt leichter.
Schon der Autokauf wird in Anbetracht der unterschiedlichsten Ausstattungsvarianten zum entscheidungstechnischen Kraftakt. Der Versuch, mit möglichst vielen Informationen die beste Wahl zu treffen, führt dummerweise eher zu Überforderung als zu dem gewünschten Ziel der optimalen Entscheidung.
Je länger sich das Grübeln über die richtige Entscheidung hinzieht, umso länger befindet man sich schließlich in einem Zustand der Stagnation. Im schlimmsten Fall wird überhaupt keine Entscheidung getroffen, was langfristig unzufrieden macht.
Ein unnötig langer Entscheidungsprozess steht somit der Zielerreichung im Weg. Man verschwendet Zeit, die viel besser in zielgerichtetem Handeln angelegt wäre. Der Münzwurf hilft dabei, diesen Zustand schnell zu überwinden.
Zwei unterschiedliche Entscheidungssituationen
Der Einfachheit halber unterscheide ich hier zwei Entscheidungssituationen. Da wären zum einen die jeden Tag hundertfach vorkommenden Mini-Entscheidungen.
Bei diesen handelt es sich um Entscheidungen, die zwar zum Grübeln verleiten können, aber in der Regel keine langfristigen Konsequenzen oder negative Auswirkungen nach sich ziehen.
Ein ganz anderes Kaliber haben die schwerwiegenden Entscheidungen, bei denen langfristige Auswirkungen auf die Lebenssituation zu erwarten sind. Bei diesen ist immer ein ausreichendes Maß an Informationen als Entscheidungsbasis zu sammeln.
Münzwurf-Methode bei Mini-Entscheidungen
Welche Kleidung ziehe ich an? Was esse ich? In welcher Reihenfolge erledige ich Standardaufgaben? Der gemeinsame Nenner bei diesen Entscheidungen liegt darin, dass es keinen großen Unterschied macht, wie ich mich letztendlich entscheide.
Wer mittags in der Kantine zwischen Schnitzel mit Pommes und Spaghetti Bolognese schwankt, braucht nicht die Konsequenzen einer falschen Wahl fürchten. Entsprechend unproblematisch ist hier der Zufall als Entscheider. Der Nutzen der Zufallsmethode liegt auf der Hand: keine Energie- und Zeitverschwendung für sinnloses Grübeln.
Es braucht nicht einmal den dramatischen Münzwurf. Einfach eine Münze ohne hinzuschauen aus der Tasche oder der Geldbörse nehmen und dann nachsehen, welche Seite auf der Handfläche oben liegt – fertig, Entscheidung getroffen!
Münzwurf-Methode bei schwerwiegenden Entscheidungen
Kann die Münze auch bei schwerwiegenden Entscheidungen zum Einsatz kommen? Betrachtet man z. B. Entscheidungen bezüglich Berufs- und Arbeitgeberwahl oder auch der Partnerwahl, dann bedeuten Entscheidungen immer auch langfristige Weichenstellungen. Zufriedenheit und finanzielle Situation stehen auf dem Spiel.
Solange es keine Kristallkugeln mit hundertprozentiger Vorhersagegarantie gibt, werden solche Wahlmöglichkeiten immer mit einem gewissen Maß an Unsicherheit behaftet sein. Absolute Sicherheit und vollkommene Informationen sind in der Realität Illusionen.
Wie bereits oben angesprochen, führt der Weg zu guten und trotzdem schnell getroffenen Entscheidungen nicht über das umfassende Sammeln von Informationen. Eine praktikable und zudem erfolgversprechende Methode empfiehlt der Autor Gerd Gigerenz:
2. Wähle die erste Alternative, die dein Anspruchsniveau erfüllt, und beende dann deine Suche.
Gigerenz vertritt die Meinung, dass sich diese Strategie für Entscheidungen wie Partnerwahl, Hauskauf und andere wichtige Dinge durchaus eignet. Wenn das Anspruchsniveau zu hoch ist, wird man dies relativ schnell bemerken und kann es dann schrittweise senken.
Generell sollte man nie vergessen, dass Menschen Emotionen besitzen. Entscheidungen funktionieren in der Regel nicht wie die Bewertung einer Investition nach BWL-Manier.
Gute Entscheidungen sind letztendlich Entscheidungen, die glücklich oder doch wenigstens zufrieden machen. Partner- oder Jobwahl; sogar der Autokauf – gute Entscheidungen basieren nie ausschließlich auf harten Fakten. Emotionen, man könnte auch vom „Bauchgefühl“ sprechen, sind nie zu unterschätzen.
Was hat das Ganze mit der Münzwurf-Methode zu tun? Da viele Menschen der Vernunft absolute Priorität zuordnen, haben sie verlernt, auf ihre innere Stimme zu hören. Durch den Fokus auf die Fakten ist diese nahezu verstummt. Der Münzwurf kann hier Abhilfe schaffen.
Wirft man die Münze wird besonders bei schwerwiegenden (emotionalen) Entscheidungen fast unmittelbar der Wunsch aufflackern, welche Seite nicht oben liegen soll. Genau das ist die innere Stimme. Praktisch muss man jetzt nicht einmal mehr nachsehen, welche Seite tatsächlich oben gelandet ist. War man bisher unentschlossen, dürfte die Entscheidung nun gefallen sein.
Raus aus festgefahrenen Mustern!
Wem es trotzdem zu gewagt erscheint, dem Zufall die letzte Entscheidung zu überlassen: Eine Studie kam zu dem Ergebnis, dass in allen Entscheidungssituationen, bei denen es um die Wahl zwischen dem Status quo und einer grundlegenden Veränderung ging, die Entscheidung zugunsten der Veränderung für mehr Zufriedenheit in der Folgezeit sorgte. Also öfter mal was Neues ausprobieren 😉
Fazit: Münzwurf-Methode als Entscheidungshilfe
Am Anfang jeder Entscheidung steht ein verfolgtes Ziel. Bedürfnisse wollen befriedigt oder unangenehme Situationen behoben werden. Aus verschiedenen Optionen gilt es die richtige auszuwählen und in Form von Handlungen umzusetzen.
Immer wenn praktisches Handeln durch ineffektives Grübeln (Was soll ich tun? Wie entscheide ich mich?) unmöglich wird, kann der Münzwurf dabei helfen, diese Blockade aufzubrechen.
Bei eher banalen Mini-Entscheidungen (Wahl der Kleidung, Essen etc.) ist die Methode problemlos einzusetzen und hilft der Entscheidungsfreude schnell auf die Sprünge. Zeit und Energie können so gespart werden.
Schwerwiegende Entscheidungen wie z. B. die kostenintensive Finanzierung einer Eigentumswohnung oder die berufliche Neuausrichtung müssen vorher angemessen geprüft werden. Es ist dabei zu beachten, dass die meisten bedeutenden Entscheidungen auch eine ausgeprägte emotionale Komponente haben. Diese darf nicht vernachlässigt werden.
Auch hier kann am Ende der Zufall in Form einer Münze die letzte Entscheidungsinstanz sein. Durch die Begrenzung der Wahlmöglichkeiten auf nur noch zwei Optionen hat man zumindest eine Vorauswahl getroffen. Der Münzwurf hilft abschließend dabei, sich seiner inneren Stimme („Bauchgefühl“) bewusst zu werden.